Osteopathie Teil 2 – Was bedeutet „positional“?

Osteopathie Teil 1 – Was bedeutet „positional“ – Tom Dummers‘ SAT

 

Sehr geehrte Leser,

Nachdem wir uns im letzten Blog ein paar grundsätzliche Begriffe angesehen haben, wollen wir uns in diesem Teil eine mögliche konzeptuelle Umsetzung ansehen.

Wie man bereits in der Schule erfährt, besteht die menschliche Wirbelsäule aus 24 Wirbeln mit 12 Rippenpaaren und hat eine sogenannte Doppel-S-Form. Die Wirbelsäule liegt dabei gar nicht wirklich so richtig „hinten“, wie man sich den Rücken oft vorstellt, sondern ist eigentlich ziemlich mittig situiert.

John Martin Littlejohn DO, einer der drei Gründerväter der Osteopathie, entwickelte mit den Jahren das Poylgon of Forces, welches eines der ersten Modelle zur Biomechanik des menschlichen Körpers darstellt. Dieses Modell zeigt, sehr kurz zusammengefasst, wie die Wirbelsäule Druck und Zugkräfte übermittelt und wie die einzelnen Regionen miteinander in funktionellem und strukturellem Bezug stehen. Littlejohn ging es dabei ua darum, zu zeigen, dass sämtliche Veränderungen im Körper nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer andere Bereiche in Mitleidenschaft ziehen können. Er definierte die Kurven der Wirbelsäule und sogenannte Pivots, Drehpunkte, die seiner Meinung nach als neutrale Übergangsstellen für die Richtung wechselnden Kurven der Wirbelsäule dienen. Weiter war er der Meinung, dass wenn die Kurven und die Drehpunkte perfekt miteinander in Beziehung stehen, die Statik so balanciert ist, dass sämtliche Kräfte in einem Gleichgewicht zueinander stehen. Folglich werden die Körperdrücke richtig aufgebaut werden können und das nervale, arterielle, venöse und lymphatische System optimal funktionieren können.

Dies ist wirklich eine sehr knappe Zusammenfassung, doch soll uns das erstmal genug sein.

In den 50er Jahren beobachtete der britische Osteopath und Chiropraktiker Parnell Bradbury, dass er erstaunliche Behandlungserfolge auslösen konnte, wenn er sich auf bestimmte Art und Weise mit bestimmten Regionen der Wirbelsäule befasste. Dazu benutzte er unter anderem die „whole in one-Technik“ aus der Chiropraktik und wandte sie auf Littlejohns Modell an.

Sein Schüler Tom Dummer DO, entwickelte später die Technik weiter, verfeinerte und strukturierte sie und gab ihr den Namen „Specific Adjusting Technique“ oder „SAT“.

In dieser Technik bezieht man sich pro Behandlung auf ein einziges Segment und dessen Zusammenhänge, auf jenes, welches zum Zeitpunkt der Untersuchung, an diesem Tag, das größte Entwicklungspotential für den Körper bietet. Damit ist die SAT innerhalb der Osteopathie eine „minimale Technik“. Minimale Techniken folgen dem Leitsatz, dass die Eigenreaktionsmöglichkeit des Körpers umso größer ist, desto weniger Input während einer Behandlung hineingegeben wird. Das bedingt natürlich eine genaue Einschätzung dessen, was zum Zeitpunkt der Untersuchung für den Körper am wichtigsten ist. Dafür entwickelte Dummer eine sehr präzise Routine, dh einen Untersuchungsablauf, der immer gleich ausgeführt wird, um Entwicklung und Behandlungsreaktionen sofort zu erkennen.

Der SAT eigen ist weiter auch das Konzept der „positionalen Dysfunktion“. Sie ist definiert als eine komplette Veränderung des Bezugs zweier benachbarter Wirbelsäulen-Segmente zueinander. Meistens findet man die positionale Dysfunktion in atypischen Wirbelsegmenten, wie den ersten drei Halswirbelkörpern und dem Übergang vom fünften Lendenwirbel zum Kreuzbein. Diese, durch Tom Dummer klassifizierte Störung, entsteht durch externe Kräfte, möglich zB nach Schleudertrauma, Schlägen an den Kopf, Stürzen auf das Becken ua. Die SAT in ihrer Logik verwendet an dieser Stelle eine ganz bestimmte Technik zur Lösung dieser Störung, genannt „floating field-Technik“. Eine sanfte Technik, mit der störende, externe, traumatische Kraftvektoren aus dem System entfernt werden sollen.

Im Fortgang von mehreren Behandlung liegt das Ziel darauf, die Kurven und ihre Drehpunkte wieder perfekt aufeinander auszubalancieren.

Tom Dummers Schüler, Gerald Lamb DO, unterrichtet die Linie bis heute weiter. Auch er hat die SAT durch eine sehr spezielle Entwicklung und Verfeinerung geprägt. Man sieht, die SAT ist bis heute in einem ständigen Weiterentwicklungsprozeß.

Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Kai Schabel