Sehr geehrter Leser,
in der Osteopathie gibt es verschiedenste Konzepte und Vorgehensweisen. In dieser Reihe möchte ich mit diesem Teil 1 beginnen, verschiedenste Ideen vorstellen.
Teilweise unterscheiden sich die Methoden gewaltig voneinander; zumindest von außen betrachtet. Da die Osteopathie grundsätzlich keine Technik, sondern eine Natur-Philosophie ist, gibt es für den Osteopathie ausübenden Heilpraktiker viele mögliche Wege seine Behandlungen auszuführen. Eines nur muss dabei gewährleistet sein: Egal wie und mit welchen Techniken und Herangehensweisen, soll am Ende Osteopathie herauskommen, muss der Behandler die osteopathischen Prinzipien als Leitlinie für die anatomisch-physiologische Betrachtung des Klienten ins Zentrum seiner Tätigkeit stellen.
- Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig: Einfach erklärt befasst sich dieser Grundsatz damit, dass eine anatomische Struktur eine bestimmte physiologische Funktion im Körper ausübt, bzw. dass eine physiologische Funktion vom strukturellen anatomischen Aufbau abhängig ist. Die Grundannahme ist somit eine wechselseitige Beeinflussung beider Elemente.
- Selbstheilungskräfte: Grundlegender Hintergedanke dieseses Gesetzes ist die Annahme, dass der Körper stets der Tendenz folgt, seine Ordnung und Organisation aufrechtzuerhalten. Jegliche Veränderung wird mit einer passenden Modifikation beantwortet. Die Osteopathie hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem System dabei zu helfen, dies wieder besser selbst tun zu können. Aus diesem Grund ist der Heilpraktiker für Osteopathie eigentlich der Unterstützer, eine Art Geburtshelfer. Die Gesundheit herzustellen ist die Aufgabe des Körpers, therapeutisch greift man lediglich dazu ein, um dieser Tendenz „weiterzuhelfen“, wenn sie selbst aus irgendwelchen Gründen feststeckt.
- Der Körper ist eine Einheit: Die Idee hinter dieser Feststellung führt den osteopathischen Behandler dazu, die Einzelteile des gesamten Organismus, soweit dies möglich ist, in die Untersuchung, die Diagnose und die daraus folgende Behandlung einzubeziehen. Hintergrund sind die Zusammenhänge der Querverbindungen sämtlicher „Einzelteile“ über anatomische Wege, das Zentrale und Vegetative Nervensystem, das Hormonsystem, die Durchblutung etc.
- Das Gesetz der Arterie: Der Entdecker der Osteopathie, A.T. Still, formulierte diese Regel und hielt sie für die wichtigste. Kurz gesagt bedeutet das, dass es von außerordentlichster Wichtigkeit ist, dass sämtliche Gefäßbahnen, Arterien, Venen sowie das Lymphsystem etc. die Grundlage für eine gute Versorgung der Gewebe bilden.
- Der Patient, nicht die Krankheit: Für einen osteopathisch arbeitenden Behandler steht der Patient im Mittelpunkt und nicht der Name einer Diagnose. Der Mensch, der mit seinen bio-psycho-sozialen Ansprüchen und Biografien zu ihm kommt. Das heißt natürlich nicht, dass keine Diagnose erstellt wird, sondern dass das therapeutische Bestreben darauf ausgerichtet ist, den Patienten auf seinem Gesundungsprozess auf allen Ebenen zu unterstützen. Diesbezüglich hat sich parallel in der Medizin Antonovski`s Salutogenese-Ansatz entwickelt. Jener beschäftigt sich mit der Frage „Wie entsteht Gesundheit“, statt „Wie entsteht Krankheit“.
Im nächsten Teil zeige ich Ihnen die eine Möglichkeit auf, wie Prinzipien osteopathisch werden können.
Mit freunlichen Grüßen,
Kai Schabel