Atemwegsinfekte und Schmerzmittel

Liebe Leser,

heute morgen bin ich über eine Studie gestolpert, die mich etwas erschreckt hat. Aus diesem Grund finde ich es wichtig, den Inhalt der Studie an dieser Stelle in aller Kürze an Sie weiterzugeben. Obwohl, oder gerade weil man dieser Studie gewisse Ungenauigkeiten andichten kann, möchte ich Sie bitten, darüber nachzudenken, was das Ergebnis allgemein bedeutet.

Viele Menschen die unter Schmerzen leiden, seien sie akuter oder chronischer Natur, helfen sich mit den verschiedensten Schmerzmitteln über den Tag. Oftmals ist der Schmerzmittelumgang dabei recht unkritisch. Da ein wichtiger Teil meiner Arbeit die Schmerztherapie ist, sehe ich auch regelmäßig, welche Masse an Schmerzmitteln auf diese Art und Weise eingenommen werden.

Ich bin nicht per se ein Gegner von Schmerzmitteln. Grundsätzlich meine ich, dass wir froh sein können, sie haben. Nur sollten wir bedenken, dass Schmerzmittel, wie übrigens alle Medikamente, Wirkungen über die Schmerzdämpfung hinaus haben können. Zudem sind Schmerzmittel in der Schmerztherapie natürlich gut und nützlich, solange man bedenkt, dass sie zumeist nicht die Lösung des Problems sind, sondern mehr der Deckmantel des Schweigens, der auch mal gerne in eine Chronifizierung führt, wenn vor lauter Schmerzausschaltung nicht mehr wahrgenommen wird, dass trotz allem noch ein Problem existiert, das sich nicht durch die Ausschaltung seiner symptomatischen Äußerung beheben lässt.

In der oben erwähnten Studie geht es nun um die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSA), wie zB Ibuprofen oder Diclofenac, in Verbindung mit Atemwegsinfekten.

Eine Forschergruppe hat in einer Beobachtungsstudie gezeigt, dass das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden, um das 3,4-fache steigt, wenn NSA bei Atemwegsinfekten eingesetzt werden. Im Falle einer parenteralen Gabe, in einem stationären Fall etwa, steigt es sogar um das 7,2-fache.

Die Ursache ist der Hypothese nach verschiedenen Prozessen zuzuschreiben, die bei einer Atemwegsinfektion ablaufen und zu Verklumpungs- und Gerinnungsprozessen im Blut führen. NSA verstärken diese Tendenz einer Thrombosebildung, indem sie die Konzentration von anti-thrombotischen Stoffen absenken und dabei zu einer Gefäßengstellung sowie einer Verklumpung der „Reparaturzellen“ im Blut führen.

Wie oben schon angemerkt, kann die Studie wegen ein paar Dingen kritisiert werden. Trotz allem steht aber trotzdem fest, dass es eine Verknüpfung zu geben scheint. Auch wurde die Ärzteschaft dazu angehalten, kritischer darüber nachzudenken, ob dem Patienten ein solches Präparat im jeweiligen Fall verschrieben werden soll.

Das Problem in der ganzen Geschichte sehe ich darin, dass der Patient, der das Medikament mehr oder weniger regelmäßig nimmt, ja auch mal zwischendurch einen Atemwegsinfekt bekommen kann. Wer kontrolliert das dann?

Genau: Niemand.

Und das zeigt einmal mehr, dass es sich wirklich lohnt, kritischer über den Umgang mit Medikamenten nachzudenken. Mal schnell beim Kopfschmerz ne Ibu… könnte möglicherweise schiefgehen.

In diesem Sinne einen guten Tag Ihnen,

Ihr

Kai Schabel